Dr Vogt gespielt von Christopher Vantis
Die Perspektive des Außenstehenden
Mit der Figur des Arztes wollten wir eine Perspektive auf die Krankheit bieten, die vermutlich die meisten haben werden - die des Außenstehendens. Ziel war, Interesse für eine eher unbekannte Krankheit zu wecken, aber gleichzeitig respektvoll mit den Menschen umzugehen, die mit ihr oder ähnlichen Erkrankungen leben. Dr. Vogt geht als Vorbild voran und hat Empathie für den betroffenen Dirigenten sowie für dessen Familie.
Gleichzeitig konnten wir durch Dr. Vogt aber auch die visuelle Agnosie benennen und - zumindest in den Grundzügen - erklären. Der Film kann und soll nicht die eigene Recherche oder Auseinandersetzung mit Syndromen wie visueller Agnosie ersetzen, aber einen ersten Berührungspunkt liefern. Eine kurze Erläuterung des Krankheitsbilds und Links zu weiteren Informationsquellen finden sich hier.
Frau Schnarr gespielt von Isabelle Mann
Die Perspektive der Angehörigen
Krankheiten, die das Leben im Alltag einschränken, sind schwer für Betroffene und Angehörige. Einen geliebten Menschen in so einem verletzlichten Zustand zu sehen, und nichts dagegen tun zu können, kann ein schmerzhaftes Gefühl der Hilflosigkeit sein, das auch Fragen über die eigene Rolle in der Beziehung aufwerfen kann.
Wir wollten mit Frau Schnarr diese Sorgen aufgreifen und ausformulieren, damit Angehörige, die diese Gedanken teilen, sich über sie mit einem gesunden Abstand mit ihren eigenen Wünschen und Ängsten auseinandersetzen können. Jeder Mensch kann anders auf diese Gefühle reagieren, mit Verzweiflung, mit Trauer, oder wie in unserem Film mit Wut und einem Verschotten vor der Realität der Situation. Die Absicht ist nicht, irgendjemanden für seine Emotionen zu verurteilen, sondern aufzuzeigen, wie Dynamiken entstehen können, die trotz guter Intentionen schädlich sein können.
Die Perspektive des Betroffenen
Neuropsychologische Störungen können sich auf viele verschieden Arten und Weisen äußern, und die Einstellungen der Betroffenen zu ihrer Krankheit ebenso. Wir wollten Herr Schnarrs Lebensfreude zeigen, ohne dabei die Schwierigkeiten im Alltag zu unterschlagen. Sein Blickwinkel ist eins von vielen unzähligen Beispielen dafür, wie es sich in dieser Situation anfühlen kann.
Es war uns wichtig, den Moment zu zeigen, in dem Herr Schnarr die Erkenntnis hat, dass es ein Problem in seinem Gehirn gibt. Das ist aus unserer Sicht der erste Schritt zur Akzeptanz, die einem erlaubt, konstruktiv mit der Krankheit umzugehen. Je weniger neuropsychologische Behandlung stigmatisiert wird, je mehr Empathie Betroffenen und Angehörigen entgegengebracht wird, desto leichter kann dieser Schritt fallen. Wir hoffen, dass "Agnosia" einen kleinen Teil hierzu beitragen kann.
Herr Schnarr gespielt von Jügen Kärcher